Stadtspaziergänge

Wer erwartet, hier ein Handbuch speziell zum Martinsviertel (dem Bereich, den der Kölner in der Regel als "Altstadt" bezeichnet) zu haben, wird sicherlich enttäuscht sein, da wir ein sehr viel größeres Gebiet erfaßt haben. "Unsere" Altstadt erstreckt sich vom Dom bis St. Maria im Kapitol, von dort zum Rheinufer hinunter und zurück zum Dom.

Warum diese Abweichung vom üblichen Sprachgebrauch? Das Martinsviertel war bis zum 10. Jahrhundert eine Insel, gehörte also gar nicht richtig zur Stadt. Erst durch die Zuschüttung eines toten Rheinarmes entstand mit Alter Markt und Heumarkt eine direkte Verbindung. Historisch gesehen müßte man als "Altstadt" demnach den römischen und mittelalterlichen Teil der Stadt bezeichnen, also den Stadtkern innerhalb des Rings. Das würde jedoch den Rahmen eines solchen Buches sprengen. Deshalb haben wir aus diesem Bereich wiederum einen kleineren ausgewählt, in dem in relativ geringer Entfernung voneinander möglichst viel Interessantes zu sehen ist.

Übersichtskarte

Natürlich kann sich anhand dieses Altstadtführers jeder seine eigene Route zusammenstellen. Es gibt jedoch bestimmte Themenschwerpunkte, die immer wieder gewünscht werden, und die wir hoffen, mit unseren fünf Routenvorschlägen abzudecken.

Für viele, die an einer Stadtführung teilnehmen möchten, ist die Frage nach der Dauer der Führung eine der wichtigsten. Man möchte wissen, ob man den Zug zurück noch rechtzeitig bekommt, noch einen Einkaufsbummel anschließen kann, ob Zeit für den Abstecher in ein Brauhaus bleibt.

Bei geführten Stadtwanderungen ist es relativ einfach, diese Dauer anzugeben. Anders bei Stadtrundgängen, die der einzelne mit Hilfe eines Handbuchs unternimmt. Hier ist die Dauer natürlich sehr vom Interesse des Betreffenden abhängig, davon, wieviel Zeit er sich nimmt, um vielleicht das eine oder andere Detail noch selber zu entdecken, oder ob er immer wieder auf eigene Faust Abstecher von der vorgeschlagenen Route macht. Oder ist er ein eiliger Mensch, der sich nur schnell das Wichtigste durchliest und dann gleich zum nächsten Objekt hastet?

Um trotzdem dem Bedürfnis nach einer Zeitvorgabe gerecht zu werden, haben wir bei den einzelnen Routen die Dauer zugrunde gelegt, die wir mindestens für eine geführte Gruppe veranschlagen würden.

Oft taucht die Frage auf, ob die Wege denn auch für Gehbehinderte, Eltern mit Kinderwagen oder für Rollstuhlfahrer zu bewältigen sind. In der Regel ist das kein Problem. Wer Schwierigkeiten mit Treppen hat, kann diese eigentlich immer umgehen. Am Dom etwa braucht man nicht von der Kreuzblume aus die Stufen hinaufzusteigen, sondern man kommt auch durch die kleine Gasse hinter dem Domforum auf die Domplatte. Vom Roncalliplatz führt der Weg dann am Dom-Hotel wieder hinunter. Wer die Treppe links vom Rathausturm vermeiden möchte, geht einfach rechts am Rathaus vorbei und gelangt so auch zum Alter Markt. Die Stufen zum Rote-Funken-Plätzchen umgeht man linksherum durch die Gassen. Am Rheingarten schließlich führt parallel zu der steilen Treppe ein in Windungen sehr viel sanfter ansteigender Pfad nach oben.

 

Route Nr. 1: Köln für Gründliche

Dauer: vier bis fünf Stunden oder länger

Dieser Rundgang ist etwas für die ganz Ausdauernden, die sich vorgenommen haben, Köln in möglichst kurzer Zeit möglichst genau kennenzulernen. Vergessen Sie nicht, zwischendurch einmal eine Pause in einem Café oder Brauhaus einzulegen!

Beginnen Sie einfach mit dem 1. Kapitel am römischen Nordtor und enden Sie mit dem 71. am Domchor. Der Weg ist genau beschrieben, so daß wir in diesem Fall auf eine Karte verzichten.

Sollten Sie unterwegs aufgeben, weil es doch zu anstrengend ist, so ist das kein Problem. Wenn Blasen und Muskelkater auskuriert sind, nehmen Sie sich den Rest vor!

 

Route Nr. 2: Köln für Eilige

Dauer: etwa eine halbe Stunde.

Route 2

Wer nur wenig Zeit hat, aber trotzdem wenigstens ein paar der wichtigsten Sehenswürdigkeiten gesehen haben möchte, sollte diesen Weg wählen.

Er beginnt mit dem bedeutendsten Bauwerk der Stadt, dem Dom, führt zum Historischen Rathaus und dann zu der romanischen Kirche Groß St. Martin. Wenn Sie noch etwas Zeit haben und das Wetter schön ist, wählen Sie den Weg am Rheinufer entlang zurück zum Dom.

Empfehlenswert ist es, eine der vom Domforum fast stündlich angebotenen Führungen von 45 Minuten durch die Kathedrale mitzumachen, da im Rahmen dieses Buches natürlich nur die wichtigsten Daten erwähnt werden konnten. Als Alternative kann man sich natürlich im Dom selber oder in den umliegenden Buchhandlungen ein entsprechendes Buch (s. auch unsere Bibliographie) oder den im Dom für 1.- DM ausliegenden Kurzführer kaufen.

 

Route Nr. 3: Köln (nicht nur) für Kids

Dauer: anderthalb bis zwei Stunden

Route 3

Gerade für Eltern mit Kindern im Alter bis etwa zehn Jahre kann ein Stadtrundgang zur Tortur werden, denn die lieben Kleinen interessieren sich in der Regel nicht für die kunsthistorische Bedeutsamkeit verschiedener Objekte. Deshalb haben wir dafür gesorgt, daß es reichlich Unterhaltsames und Witziges am Rande gibt, was auch für Kinder verständlich ist. Natürlich kann man, wie hier, alle diese Geschichten und Legenden auch einmal zum Mittelpunkt einer Führung machen.

Wenn Sie gut erzählen können, lesen Sie sich die Geschichten schon vorher durch und erzählen Sie sie ihrem Kind unterwegs. Das macht mehr Spaß beim Zuhören. Lassen Sie ihr Kind viel selber suchen und entdecken, ohne ihm gleich fertige Erklärungen für das Gesehene zu präsentieren. Es ist oft erstaunlich, was Kinder alles ganz alleine herausfinden.

Mit älteren, die schon etwas mehr Durchhaltevermögen haben, kann man den Spaziergang vom Rathaus aus sogar noch bis St. Maria im Kapitol ausdehnen und über den Heumarkt zum Alter Markt zurückgehen.

 

Route Nr. 4: Köln in der Römerzeit

Dauer: etwa eine dreiviertel Stunde (ohne Museumsbesuche)

Route 4

Im Freien ist nicht mehr sehr viel aus der Römerzeit zu sehen, aber der Spaziergang läßt sich hervorragend mit einem Besuch von Römisch-Germanischem Museum und Prätorium verbinden. Vielleicht sehen Sie sich auch noch die Ausgrabungen unter Groß St. Martin (Zugang in der Kirche) an. Außerdem gibt es die Möglichkeit, beim Domforum eine Führung unter dem Dom zu buchen, wo ebenfalls noch einiges aus der Römerzeit zu sehen ist.

 

Route Nr. 5: Köln im Mittelalter

Dauer: etwa zwei Stunden.

Route 5

Als Ergänzung eignet sich ein Besuch des Stadtmuseums, das eine hervorragende Mittelalter-Abteilung hat.

Obwohl die Stadt im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört wurde, begegnet man doch in der Altstadt gerade dem Mittelalter noch immer auf Schritt und Tritt. Und oft sind es gerade die kleinen Details wie Straßennamen oder Häuserverzierungen, die diese Zeit lebendig werden lassen.


DER KÖLNER ALTSTADTFÜHRER